Vor jedem Rundtrip durch die Exumas steht der Großeinkauf im Nassau. Irgendwie sollte man schon einen Plan haben, was gekocht werden soll und was dafür an Mengen pro Person gebraucht werden. Die Gretchenfrage nach der Menge kommt spätestens beim Bier. Da tritt die Überlegung, wo lassen wir das eigentlich alles auf dem Schiff, erst einmal in den Hintergrund. Wie meist, taucht auch schon im Supermarkt die Frage auf, ob denn das „Bisschen“ in den Wagen wohl auch reichen wird. Schlussendlich ist mal wieder ein Taxi voll und auf dem Schiff hat auch alles seinen Platz gefunden.
Erster Stopp Allens Cay, die kleinen Inseln mit den Leguanen, dem türkisfarbenem Wasser und den Sandstränden. Von den ankernden Fischern werden Langustenschwänze erstanden. In dieser Umgebung, mit einer Pina Colada als Sundowner und den Langustenschwänzen an Kartoffel-Knoblauch-Spalten (siehe Rezepte) ist das Bahama Klischee komplett.
Leider hat der Wetterbericht ab Donnerstagabend bis Montag früh Sturm und Starkwind vorhergesagt. Ob es noch einen oder zwei Schnorchel Tage im Exuma Nationalpark geben wird oder gleich ein alternativer Ankerplatz, mit Schutz gegen das aufziehende Wetter, angepeilt wird, sollte von den freien Moorings im Park abhängen. Beim Funkanruf, schon 15sm vor dem Park, wird uns freundlicherweise unsere alte Mooring 17 für den „Big Blow“ angeboten. So landen wir einen Tag früher vor Ort, haben den sicheren Platz aber schon einmal fix. Zwei Tage entspannt wandern, schwimmen und tauchen, bevor es los gehen soll. Diesmal, neben den Korallenfischen, wieder mit Ammenhai und Rochen, aber auch Schildkröten.
Donnerstagabend hält der Wetterbericht Wort und es beginnt mit E 7-8 Bft., in Böen 9 Bft., zu blasen. In der Nacht kommen heftige Schauer dazu. Das Schiff zerrt ordentlich an der Mooring. Der Wind bleibt, der Regen zieht ab. Die Fahrt mit dem Dinghy an Land geht gegen Wind und Wellen und findet für die Passagiere mehr unter, als über Wasser statt. Von der höchsten Erhebung von Waderick Cay, dem „Boo Boo Hill“, offenbaren sich auf der Atlantikseite die weiß schäumend heranrollenden Wellen, die am Korallensockel der Insel zerschellen und die Gischt bis auf den Berg schicken. Auf der Leeseite der Insel liegen wir und es sieht deutlich friedlicher aus. Was zumindest die Wellenhöhe betrifft. So ganz entspannt ist das nicht anzuschauen, da einen immer wieder eine heftige Böe zu einem Stützschritt zwingt. Ganz anders dagegen an den Stränden in Lee der Insel. Sanft plätschert das klare bis türkisfarbene Wasser über die eigenen Füße an den weißen Sandstrand. Da bleibt man doch gern. Mal sehen, ob der Wind in der Stärke tatsächlich vier Tage durchhält.
Er hat!
Keines der Boote an den Moorings hat sich beim morgentlichen Funkrundspruch der Parkverwaltung zur Abreise gemeldet. Es ist allerdings auch niemand dazugekommen. Offensichtlich ruht die Sportschifffahrt. Auf dem ausgehängten Wetterbericht werden „kleine Boote“, was immer das an Größe bedeuten mag, vor dem Verlassen der Häfen gewarnt. Zählen wir uns mal zu den kleinen Booten und bleiben vor Ort. In der Nachbarschaft von zwei Schildkröten, die offenbar nebenan wohnen, da sie immer wieder dicht am Schiff auftauchen. Das sieht dann in den Wellen so aus, wie in einem Schwimmkurs in der ersten Stunde; den Hals möglichst lang aus dem Wasser, um Luft zu schnappen. Nach vier Tagen hat es soweit abgeflaut, dass wieder an Segeln zu denken ist. Mit dem Morgenhochwasser passieren wir die in der Rinne liegenden Schiffe und kreuzen auf, Richtung Süd, zu den schwimmenden Schweinen.
Gab es zum Auslaufen das benötigte Hochwasser, um über die Flachs zu kommen, so sind wir bei Niedrigwasser vor Big Majors Point. Mit manchmal nur 30 cm Wasser unter dem Kiel schleiche ich mich über den weißen Sand, bis zum Ankerplatz vor dem Strand, wo es wieder etwas tiefer ist. Am Ufer geben sich die Touristenboote die Schweine in die Hand. Dazu kommen noch die Segler von den zahlreich ankernden Booten. Am Nachmittag haben sich die Reihen gelichtet und wir landen an. Das zieht sofort das Interesse der Schweine auf sich. Die sind durchaus um einiges größer, als unsere Wildschweine, jedoch frei lebende Hausschweine. Der gelernte Stadtmensch hat erst einmal Respekt vor dem Kaliber und achtet darauf, dass immer das Dinghy zwischen ihm und dem Schwein ist. In Ermangelung von mitgebrachtem Futter, muss das Schlauchboot ordentlich beschnüffelt werden. Als das auch nichts Essbares hervorbringt, wird es zumindest als neue Scheuermöglichkeit genutzt.
Es gibt auch Ferkel. Sehr zum Entzücken der amerikanischen Damen am Strand, die dem Kindchenschema nicht widerstehen können und versuchen, mit Rufen der Begeisterung, der Tierchen habhaft zu werden. Selfi; das Schwein und ich!
Zum Glück stürzt nicht die Muttersau aus den Mangroven, als sich die Kleinen, laut quickend, gegen den Missbrauch zur Wehr setzen. Ins Wasser gehen die Schweine auch nur, wenn ein neues Boot anlandet und etwas zu futtern in Aussicht ist. "Schwimmen mit Schweinen“ möchte man, wegen der ausliegenden Kötel, an diesem Strand auch nicht wirklich.
In Summe, kann man sich das ansehen, muss es aber nicht. Schon gar nicht für hunderte von Dollars als Tagesausflug auf einem Touristenboot. Da sind die großen Schatten der Rochen und Ammenhaie im türkisfarbenen Wasser rings um das Boot am Ankerplatz für mich viel spannender. Die lassen sich nur viel schwieriger fotografieren.
Die für den Rückweg geplante Dinghytour durch die Mangroven auf Shroud Island musste leider dem Wind geopfert werden. Es wehte wieder zwischen 5 und 7 Bft.. Zum Segeln, in Lee der Inseln im ersten und zweiten Reff, kein Problem, jedoch war der angepeilte Ankerplatz viel zu unruhig. Der Ankerplatz hinter Elbow Cay war deutlich geschützter, damit aber auch die Mangroven außer Reichweite. Die Hoffnung, auf Allens Cay noch einmal Langustenschwänze zu bekommen, erfüllte sich auch nicht. Der anwesende Fischer war wohl auf Schnecken spezialisiert und schien überhaupt an einem Geschäft nicht interessiert zu sein. So musste dann, nach einem Segeltag mit Kaiserwetter auf dem Rückweg nach Nassau, der Red Snapper im Restaurant Poop Deck am Hafen den Törn abrunden.