Der Törn von Belfast nach New York, eine inzwischen vertraute Tour, von Maine, nach Boston, dann durch den Cape Cod Canal, an Newport/Rhode Island vorbei, den Long Island Sound hinauf, bis nach Port Washington. So war es dann auch. In einer Mischung zwischen Segeln und Motoren, wegen des teilweise schwachen Windes, ging es voran. Nette Crew, gute Küche.
In Boston einige bekannte Fotomotive neu entdeckt. Entscheidend war hier, dass wir einen Laden gefunden haben, der den guten Tom Cat Gin führte. Den hatten die neuen Crewmitglieder von ihrer vorherigen Neu England Tour aus der kleinen Brennerei in Vermont zur Verkostung mitgebracht. Gin, mit Honig angesetzt. Zu empfehlen. Vom Ankerplatz in Plymouth ging es unter Segeln so schnell, sodass wir etwas zu früh im Cape Cod Canal waren und noch einigen Tidenstrom gegen uns mitbekamen. Anschließend eine Seglerische Pause in Mattapoisett. Lt. Revierführer ein Ort mit typischer, historischer Bebauung für Neu England. Solche Sätze sind immer auf dem Hintergrund der kurzen weißen amerikanischen Historie zu interpretieren. Eine Handvoll Häuser aus dem 19. Jahrhundert sind da schon erwähnenswert.
Da schlägt natürlich der Besuch in New York ganz anders zu. Leider hat das Wetter nicht so richtig mitgespielt. Viel Regen und eine schwüle Wärme mit über 90% Luftfeuchtigkeit. Da wird die Lust am Stadtbummel schon strapaziert. In den U-Bahn-Schächten trifft einen dann der volle Fön. Schwül-warm ohne Ende, bis man die Schwelle in den Zug übertritt. Da kommen die Eiswürfel aus der Klimaanlage. Wenn dann auch noch der Regen fällt, wird es auf dem Bürgersteig gefährlich fürs Augenlicht. Im Slalom über und unter den Regenschirmen durch. Jede Straßenkreuzung am Ende eines Blocks wird zum neuralgischen Punkt, da hier die Regenschirmträger aus zwei Richtungen rechtwinklig auf einander treffen und man selbst mittendrin ist.
Im Regen also in geschlossenen und klimatisierten Räumen aufhalten, wie es z.B. Museen sind. Das MOMA und das Guggenheim waren meine Wahl. Im MOMA, neben einer aktuellen Ausstellung zur Architektur 1948 bis 1980 in Jugoslawien (wer kennt das noch?) und Künstlern wie Georg Polke und Josef Bys aus Deutschland, die klassische Sammlung. Da geben sich die van Goghs, Matisse, Monet, Picasso und Gaugins die Bilderrahmen in die Hand. Im Guggenheim gab es, neben den üblichen Verdächtigen, wie Picasso, Kandinsky, Miro, usw. eine Ausstellung, über alle gewundenen Ebenen des Museums, durch das Schaffen von Alberto Giacometti. Der Name sagte mir nichts. Die Plastiken hatte ich jedoch schon einmal gesehen. Das in diesem Bau, sehr interessant.
Im Guggenheim gab es neben den üblichen Verdächtigen, wie Picasso, Kandinsky, Miro, usw. eine Ausstellung über alle gewundene Ebenen des Schaffens von Alberto Giacometti. Der Name sagte mir nichts. Plastiken hatte ich schon einmal gesehen. Das in diesem Bau, sehr interessant.
Vor dem großen Regenschauer am Folgetag, einmal mit der Staaten Island Fähre, umsonst und draußen, von der Südspitze Manhattans über den Hudson, an der Freiheitsstaue vorbei und wieder zurück. Das steht natürlich in jeden Reiseführer und es war entsprechend voll. Nach meinem Dafürhalten deutlich mehr Touris, als normale Arbeitspendler. Irgendetwas war allerdings im Busch. Schon am 9/11 Memorial waren mir die patrouillierenden Sprengstoffhunde aufgefallen. Hier am Fähranleger gab es sie auch. Die Fähren selbst wurden von bewaffneten Schnellbooten der Coast Guard begleitet und umkreist. Das war nicht normal. Weil gestern der 9.11. war?
Irgendwie führt der touristische Pfad dann doch wieder in den Finanzdistrikt des südlichen Manhattan. Das World Trade Center verschwindet ab und an mit der Spitze in den Wolken. Um die beiden Wasserbecken des Monuments herrscht reger Betrieb. Die Aufseher ermahnen Jeden der etwas aus der Rolle fällt, sich dem Denkmal entsprechend zu verhalten. Etwas, was, so glaube ich, am Holocaust Denkmal in Berlin inzwischen aufgegeben worden ist. Unabhängig davon werden hier wohl jeden Tag hunderte von Selfis geschossen; z.T. in recht abenteuerlichen fotografischen Haltungen.
Nach den einschlägigen Reiseführern, ist Harlem kein No Go mehr für Touristen. Daher mit Duke Ellingtons A-Train bis zum Martin Luther King Boulevard. Allein im U-Bahn Zug nach Norden herrscht spätestens ab dem Central Park ein anderes Bild in den Fahrgästen vor, als sonst in New York. Mit weiß, rothaarig und im weißen Shirt stelle ich klar die Minderheit. Malcom X Ecke Martin Luther King Boulevard tobt das Leben. Die Hochhäuser New Yorks sind entfernt noch zu erkennen. Da hier die Häuser max. fünf Stockwerke haben, wirken alle Straßen viel breiter. Unter den Straßenbäumen stehen immer wieder Gruppen von Klappstühlen, besetzt mi Älteren, meist Männern. Irgendwo zwischen ihnen plärrt ein Gettoblaster Musik über den Gehweg. Man schwatzt und grüßt. Auch in den Nebenstraßen. Es scheint sich sowieso viel mehr auf der Straße abzuspielen, als bisher gesehen. Obststände wechseln mit Tapeziertischen mit jeglichem Angebot unter 10 $.
Gegessen wird hier jedenfalls mindestens genauso viel, wie im restlichen New York, wenn ich die zahlreichen Imbiss- und Deliangebote der kleinen Läden zu Grunde lege. Es ist Lunchzeit und viele laufen mit den typischen Styroporpäckchen umher oder sitzen bereits an den Straßen und essen. Soul Food, eine Mischung aus bodenständiger afrikanisch-karibischer Küche mit amerikanischem Einfluss, aber ohne Fast Food Zuschlag. Ich stehe noch unschlüssig vor einem entsprechendem Angebt, als ich angesprochen werde. Ein alter, sehr schmaler schwarzer Mann. Nein, er will kein Geld, aber ob ich ihm nicht eine Mahlzeit kaufen kann. Die Nachfrage finde ich schon einmal gut. Würde ich sonst auch viel lieber Menschen antun wollen, die mich anbetteln. Okay, was will er haben? Drinnen gibt es ein Menü, sagt er. Also rein. Hier wird das Essen nach Gewicht verkauft. Es gibt zwei große Buffets; warm und kalt. Fisch, Fleisch, Gemüse, Reis, Kartoffeln und Nudeln einerseits, Salat und kalte Gemüse andererseits. Vor allem vom Salat und Gemüseangebot bin ich, für amerikanische Verhältnisse überrascht. Man nimmt sich eine Plastikschale und wandert das Angebot ab. Er vorweg, ich hinterher. Erstaunen darüber, dass ich auch etwas nehme. Jerk Chicken kenne ich aus der Karibik. Okra und Süßkartoffeln auch. Den Ochsenschwanz würde man bei uns zu einer Suppe verarbeiten. Zum Schluss sind wir gemeinsam für 21 $ dabei. An der Kasse trennen sich unsere Wege. Ich esse drinnen. Später sehe ich ihn draußen, mit seiner Schale im Stehen auf einem Anhänger essen. Meins war lecker und zugleich die gute Tat für heute.
Richtige touristische Kracher im eigentlichen Sinn bietet Harlem nicht. Das Apollo Theater, wo diverse Karrieren schwarzer Künstler starteten (James Brown, Diana Ross, Jackson Five), bis zur drittgrößten christlichen Kirche der Welt, St. John the Divine. Es geht hier mehr um die gelebte Atmosphäre und die ist bemerkenswert. Gleichzeitig scheint aber die Grenze zwischen schwarz und weiß sehr eindeutig definiert zu sein. Die Bänke nördlich des Central Parks, knapp außerhalb der Parkgrenzen, waren nur von Schwarzen besetzt. Ein paar Meter innerhalb des Parks, am Harlem Meer, fütterten Schwarz und Weiß gleichermaßen die Spatzen, Enten und Schildkröten im Wasser.
Einmal auf den richtig touristischen Pfade in New York, bedeutet mittags auf den High Line Park. Eine grüne Wegstrecke durch Manhattan, angelegt auf einer alten Eisenbahntrasse im ehemaligen Bezirk der Fleischerhallen. Daher auch nur eine Gleisspur breit und entsprechend voll. Zum Teil sind die alten Fleischerhallen schon zu den neuen Restaurantdomizilen ausgebaut oder man arbeitet noch daran. Den Wandel geschafft hat bereits die Chelsea Markthalle, als neuer touristischer Hotspot. Unter dem Dach der alten Halle jede Menge kleiner Läden, Restaurants und sonstige Essmöglichkeiten. Die Touristen sind dicht gedrängt. Sehenswert, aber laut und lädt mich nicht unbedingt zum Verweilen ein. Das sehen einige asiatische Touristen völlig anders und haben ihren Spaß. Der krasse Gegensatz zum gestrigen Tag in Harlem. Ich bin froh, auch dem Trubel auf der Penn Station, im Vorortzug nach Port Washington zu entfliehen, wenn auch das Schaukeln des Zuges einen eine Stunde lang ziemlich einlullt. Auf dem abendlichen Schiff ist New York dann schon wieder reichlich weit weg.