Heute war der Tag der Tage.
Der Generator läuft wieder!
Nachdem ich alles noch einmal durchprobiert hatte, Anlasser, Magnetschalter und Spannung habe ich auch noch einmal am Zahnrad im Generator gedreht. Dabei ist mir der Spalt zwischen Zylinderteil und Generatorteil aufgefallen. Der wurde beim Drehen am Zahnkranz auch noch größer. Wohl nicht normal. Na, jedenfalls fehlten die beiden Muttern, die auf Höhe der Anlasserplattform beide Teile fest verbinden. Da sich der Zahnkranz im Generatorteil befindet, aber am Motorteil fix ist, hat sich beim Starten das Ritzel des Anlassers vom Zahnkranz etwas weggedrückt und nur die Zahnspitzen von beiden Seiten rasselten aneinander. Das, was wir hörten.
Der Akt war, die beiden Muttern in der Enge wieder auf die Bolzen zu bekommen. Die waren öfter mal weg. In der Tiefe des Generators verschwunden und mussten mit Hakenkonstruktionen wieder ans Licht befördert werden. Nachdem kleben auf eine Messerspitze nicht wirklich half, war ein Schießgummi die Lösung. Eine enge Schlaufe um die Mutter und fest abgebunden. Damit dann die Mutter durch den Schlitz zwischen Zylinderkopf und Stehbolzen bugsiert und blind, mit dem Maulschlüssel, versucht die ersten Windungen der Mutter auf den Bolzen zu drehen. Alles schlangenähnlich um den Generator in der Backskiste geschlungen. Die Mutter 10 cm vor dem rechten Auge, das aber nicht einsatzfähig war, da Zylinderkopf und diverse Schlauch- und Kabelverbindungen auf Wange und Nase drückten. Dazu lief der Schweiz in Strömen.
Als die Teile wieder fix verbunden waren, sprang die Kiste problemlos an. Vielleicht war das auch die generelle Ursache überhaupt.
Hauptsache er läuft wieder. Das war heute ein bisschen Belohnung für die Mühen und den Schweiß die schon investiert wurden.
Seglerisch begann der Weg nach Cuba anfangs mit Regenbogenwetter. Schauer vor den Inseln, von der Sonne beleuchtet. Auf dem Törn hinüber nach Domenica legten die Schauer und der Wind an Intensität zu. Wetter und Wind, wie in einem schlechten Sommer an der Ostsee. Alles grau in grau. In Ruperts Bay/Dominica, zerrten die Böen die ganze Nacht am Anker. Es wurde nach Grog an Bord gefragt und die warmen Wollsocken kamen zum Einsatz.
Am Ankerplatz zu bleiben war nicht die Lösung. Daher zum Start nach Guadeloupe vorsorglich das dritte Reff eingebunden. Es schüttete in Strömen und immer wieder reichte die Sicht gerade bis zur Schiffspitze. Die Squalls kamen jetzt im 20 Minuten Takt. Heftige Schauer mit noch stärkeren Böen bis knapp 40 Knoten. Die letzte Inselböe von Dominica legt uns flach aufs Wasser; trotz drittem Reff.
Ein wilder Ritt hinüber nach Guadeloupe. Wir waren mit einem Schrick in den Schoten flott unterwegs. Die See baute sich zwischen den Inseln weiter auf. Eine mittlere „Monstersee“ stürzte über das Schiff und riss die komplette Sprayhood weg. Tuch und Gestänge sichern und in weiteren drei Stunden die Marina in Bas du Fort ansteuern.
Der Trip war ein Kündigungsgrund. Ich durfte mir schon einmal Gedanken über die Fortsetzung des Töns ohne Crew machen.
Am Morgen danach sah alles schon etwas entspannter aus. Trotzdem, so nicht weiter! Jetzt konnte nur besseres Wetter und entspannte Inseltage die Situation retten. So war es dann auch. Es wird kein Solotörn.
Bas du Fort ist Zielhafen der Route de Rhum. Die einzelnen Stege sind nach den Gewinnern der Jahre benannt. Uns gegenüber lag eine Wohlstandsyacht „Reptore“. 30 Meter lang. Es wurde nur daran herumgeputzt, bis die neuen Gäste kamen. Der Name ist Programm. Kann man chartern. Lt. Internet 45.000 bis 50.000 € pro Woche Basispreis. 8 Kojen in 4 Kabinen. 4 Leute Besatzung extra. Wer mag, findet man unter dem Namen im Internet.
Unsere Inselrundfahrt zeigte deutlich die wirtschaftliche Aktivität der Insel gegenüber den Eindrücken auf den anderen französischen Überseeprotektoraten. Der Feierabend wurde am Samstagnachmittag in Pontre Pitre von einer Trommeltruppe mit einem Straßenkonzert eingeläutet.
Für uns folgte ein entspannter Törn südlich um Bas Terre bis zu ihrer Nordspitze nach Deshaies. Ein unverbaubarer Ankerplatz mit Blick auf den Sonnenuntergang. Green Flash inklusive, auch ohne Rumpunsch!
Von hier weiter mach Antigua, Falmouth Harbour. Viel weniger los, als angenommen. Ohne Probleme eine freie Mooringboje in der großen Bucht erwischt. Am nächsten Morgen per Dinghy an den empfohlenen Anleger und zu Fuß über den schmalen Inselrücken zu Nelsons Dockyard zum einklarieren. Die ganze Anlage Weltkulturerbe und sehr beeindruckend, da alle alten Anlegen und Häuser, entsprechend geschichtlich beschriftet, heute noch genutzt werden. Die Immigration sitzt auch in so einem Haus, war nur gerade zu einem Kreuzfahrtschiff unterwegs. In einer Stunde wären sie wieder da. Das gab Gelegenheit für ein echt britisches Frühstück im alten Zahlmeisterhaus. Man saß draußen, im Schatten, Blick auf die Luxusyachten der J-Yacht und Oldtimerklasse und beobachtete die dazu passenden älteren Herrschaften an den Nachbartischen. Man kannte sich über die Jahre, die Schiffe und die immer wiederkehrende Saison auf Antigua. Inzwischen war in der Immigration ordentlich was los. Die waren zurück, was auf der Anlage an den auftretenden Kreuzfahrergruppen zu merken war. Also, Papiere machen und weg. Das wollten wohl alle Segler gleichzeitig. Echter Andrang in dem kleinen Haus. Am Rechner (Sailclear funktionierte!) Schiff- und Crewliste ausfüllen. Dann den Ausdruckcode per Handy fotografieren und sich damit bei Immigration anstellen. Mit den dort abgestempelten Papieren einen Schalter weiter nach rechts, Customs. Mit den dort abgesegneten Papieren wieder zur Immigration, um dort zu erfahren, dass jetzt der Schalter links, Port Police, dran ist. Hier wirds kassiert. Mit der Quittung wieder zur Immigration. Stempel in Pässe und Papiere: „Welcome to Antigua.“
Da wir nur zwei Nächte bleiben wollten, also auch gleich wieder ausklarieren. Jetzt das Ganze rückwärts.
In Summe drei Stunden ein- und ausklariert.
Am Dinghyanleger dann die traurige Überraschung. Aus unserem Dinghy war jede Luft heraus. Es schwamm eine halbem Meter unter Wasser. Leider war auch der Außenborder komplett abgetaucht. Wir holten die traurigen Reste auf den Steg. Parallel dazu enterte gerade eine brasilianische Truppe ihr Beiboot und bot sofort Hilfe an. Sie wollten wiederkommen und uns zu unserem Schiff schaffen. Inzwischen umschlich auch ein Einheimischer unseren Haufen. „Er hätte sich auch schon gefragt, wer das gemacht hat!?“ Als ich dann das erste lose Ventil in der Hand hatte, war klar, uns hatte jemand das Dinghy versenkt!
Die Brasilianer waren inzwischen mit einer Luftpumpe wieder da. Das Beiboot wieder aufgepumpt und die Luft hielt obwohl der Einheimische schon auf dem Bauch lag um Löcher im Rumpf zu entdecken, bzw. immer wieder versuchte, mir die Pumparbeit abzunehmen. Leider war der Außenborder am Steg nicht wiederzubeleben, sodass uns die Basilianer zum Schiff zurück schleppten. Obregado!
Wartung Pflege in eigener Sache, wegen einer heftigen Ohrenentzündung, fielen für den Nachmittag leider aus. Der Außenborder war dran. Spülen, Vergaser reinigen, Benzintank komplett leeren und tauschen, alles trocknen. Ohne Erfolg. Das Ding wurde für den weiteren Törn nach St.Kitts & Nevis verstaut. Raumschotsegeln bei Kaiserwetter. Nette Ankerbucht vor St, Christopher. Von hier nach St. Barths. Ein Schrick in die Schoten und mit E 5Bft. nach Gustavia. Unterwegs kamen uns schon die ersten Maxis und sonstige Luxussegelyachten im Racemodus entgegen. Super getrimmt am Wind oder mit vollem Spi. Hier war irgendetwas im Gange. Die Reede gerammelt voll. Zum unserem Glück holte gerade jemand seinen Haken aus dem Wasser und ich steuerte gleich den Platz an. Plötzlich war die Maschine weg! Aus!! Nichts ging mehr!!! Notmanöver Anker. Zum Glück hielt der Haken und stoppte uns 10 Meter vor einer holländischen X-Yacht. Wir hatten bestimmt 40 Meter Fischerleine eingefangen. Die Maschine stand. Ein erster Blick unter Wasser mit Flossen und Schnorchel bestätigter die schweren Verwickelungen um den Propp. Da musste die Tauchflasche her. Das ging mit ABC Tauchen nicht mehr. Zwischenzeitlich kurvte der Holländer im Dinghy heran und bot seine Hilfe an. Es musste nur Jemand herunter und schneiden. Hoffentlich hielt der Anker so lange, der wegen des Platzmangels nur kurz gesteckt sein konnte. Ich hasse das, unter einem schlingernden und in der Welle stampfenden Schiff an der Welle zu arbeiten. Da die aufgewickelten Leinen auch noch die Zinkmäuse auf der Welle Richtung Lagerbock verschoben hatten, mussten auch die noch versetzt werden. Dann lief sie wieder und Anker auf und neu gesetzt.
DieNacht sah mit den umliegenden Schiffen aus, wie die Vorweihnachtszeit an der Heerstraße. Alles mit mehr als drei Salingen war beleuchtet wie ein Flughafentower. Und davon gab es reichlich. Die Privatflieger landeten im 10 Minuten-Takt. Ursache für den Auflauf der Megayachten war eine Morgen stattfindende Regatta.
Unabhängig davon stand die Bordstimmung mal wieder auf Kündigung.
Die in Aussicht gestellte Marina vor voll. In der Nacht rollte das Schiff im vollen Schwell.
Bloß hier weg.
Hinüber die 13 Meilen nach St. Maarten, den holländischen Teil der Insel. Ankern vor Philipsburg. Eine freie Bucht. Kristallklares Wasser, türkisfarben über sandigem Grund.
Wider Erwarten sprang der Außenborder an. Netter Empfang. Einklarieren ohne Probleme. Happy Hour mit Drinks „Zwei für Einen“.
Alles richtig gemacht und man wird für seine Mühen belohnt, dachte ich, bis zum Rückweg, als der Außenborder nicht mehr ansprang. Also rudern. Am nächsten Morgen die Erkenntnis, dass sich ein Teil eines Ruderblatts über Nacht aus dem an Bord gesicherten Beiboot verabschiedet hatte. Jetzt konnten wir weder an Land rudern, noch motoren. Es ist mir im Laufe des Tages nicht gelungen, den Außenborder wieder zum Leben zu erwecken. Der Ruderversuch mit meinem Hilfsruderblatt war gegen den heftigen Wind nicht machbar. Nachbars schleppten uns dann mit ihren Dinghy zur Marina. Leider war es so spät, dass der örtliche Schiffshändler schon geschlossen hatte. Mit dem Bus wegen eines Tipps noch in den französischen Teil der Insel gefahren, um wenigstens noch Ruderblätter zu kaufen. Die hatten aber nur Stand-Up-Paddle für 150,-€ aufwärts. Bitte nicht für ein Dinghy.
Im Moment denke ich, ich habe die Segelseuche. Immer, wenn ich den Eindruck habe die Katastrophen sind abgearbeitet, kommt es noch dicker. Nicht nur ich stelle mir die Frage, was soll das?
Abstellen und nach Hause fliegen!
Den ganzen Sonntag mit einem Ölwechsel am Außenborder, den Lagern des Windgenerators, der Verbesserung des Notruderblatts aus Eisenstange mit angeschraubtem Schneidebrett und dem Rückschlagventil am Fäkalientank verbracht. Bis auf den Außenborder durchaus mit Erfolg. Die letzte Hoffnung für den ist eine neue Zündkerze am Montag.
Gleich früh am Montag, wegen des dann noch vorhandenen Schwachwindes, zur Marina gerudert. Das Paddel hielt. Ersatz war aber weder dafür noch eine Zündkerze zu bekommen. Der freundliche Mann der Werft bekam im Laden mein Scheitern mit und sagte zu in 2 Stunden welche zu besorgen. So war es dann auch. Gleich eingeschraubt und ohne Husten sprang das Maschinchen an. Erleichterung aller Orten. 20 $ anstatt 1000 $ für einen neuen Außenborder.
Jetzt ist ausklariert Richtung Britisch Virgin Islands.