Wie auf der Perlenschnur aufgereiht kommen mir die Sportboote entgegen, die in Norfolk den Einstieg in den Intracoastal Waterway Richtung Süden machen, während ich den Weg in den Atlantik nehme. Aber auch nicht allein. Teile von Trumps Marine laufen ebenfalls aus. Dabei wird einiges aufgeboten. Vom Versorger, über Lenkwaffenzerstörer, bis hin zum U-Boot.
Schlussendlich donnern noch mit Höllenlärm zwei Hoovercraft-Landungsboote vorbei. Bis auf die beiden Schnellen, schiebt sich sonst immer ein Bewachungsboot zwischen mich und die passierende Marine. Die begleiten die grauen Riesen bis zum Ende der Betonnung und kommen dann mit Full-Speed zurück.
Ich laufe die ganze Nacht unter Maschine auf das Cape Hatteras zu. Immer parallel zur Küste. Außer mir, gibt es noch zwei Mitstreiter. Mit der Rundung des Cape kommt der Wind, wie vorhergesagt. Anfangs noch mit Vollzeug, frischt es weiter auf und dreht auf NE. Das Groß eingepackt und unter Genua die 5 bis 6 Bft. abgelaufen. Vollmondsegeln wie aus dem Bilderbuch. Zum Schluss mit 8 Knoten ü.G. bis vor die Hafeneinfahrt von Morehead City. Mein ausgesuchter Ankerplatz passt auch. Mit dem letzten Büchsenlicht fällt der Anker. 231 Meilen in 34h. So langsam bekomme ich Übung im Meilen machen.
Am Morgen umhüllt dicker Seenebel die Szenerie. Ich warte hier auf ein günstiges Windfenster, um weiter nach Süden zu kommen, ohne Aufkreuzen zu müssen. Das kann etwas dauern. Am Ankerplatz vorbei zieht die stete Karawane der Sportboote, die so wenig Tiefgang, bzw. Masthöhe haben, dass sie den Intracoastal Waterway ab hier weiter befahren können. Währenddessen verkoche ich meine frischen Lebensmittel auf Vorrat und fummele am Schiff. Am wichtigsten dabei ist es die Dirk ins Cockpit umzulenken, damit ich zur Bedienung nicht jedes Mal zum Mast muss. Da ich allein sowieso nicht Spi segeln werde, muss der Toppnant dran glauben.
Ärgerlich ist, dass ich meine Drucker nicht mehr nutzen kann, da der die Fremdpatrone Tinte nicht akzeptiert. Wie ich im Netz herausbekomme, hat HP die Drucker so kodiert, dass sie nur mit HP Tinte arbeiten. Als Reaktion auf den allgemeinen Protest haben sie dann ein Update bereitgestellt, dass die Sperre zurücknimmt. 160 MB dick. Die bekomme ich hier, mit dem schwachen Netz, nicht heruntergeladen.
Wenn Murphy schon mit dem Drucker an Bord war, so hatte er heute noch einem Auftritt.
Erfreute ich mich doch in den letzten Wochen am tadellos schnurrenden Generator und bildete mir langsam ein, die Baustelle im Griff zu haben. Weit gefehlt, denn heute sah im Batteriemanager, dass der laufende Generator nicht mehr ordentlich Leistung in die Batterien pumpt. Da wurde mal wieder ein Besuch in der Backskiste fällig. Zuerst hatte ich das Batterieladegerät in Verdacht, dass unschuldig an der Wand hing und vor sich hin leuchtete. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich feststellte, dass auf der AC Seite des Generators nur noch 160V anlagen. Da kann das Batterieladegerät so viel drücken, wie es will. Mehr kommt einfach nicht raus, wenn die Eingangsspannung so gering ist. Lt. Handbuch sind die Kondensatoren des Generators die Verdächtigen. Um die zu prüfen, müssen die Anschlüsse ab. Die wiederum sind nicht nur mit Schuhen aufgesteckt, wie im Handbuch beschrieben („einfach abziehen, vorher aber kurzschließen“, sonst Aua!), nein bei mir sind die vorbildlich angelötet. Den Akt, in der Enge der Backskiste, halb über dem Generator hängend, die Kondensatoren auszulöten, habe ich erst einmal auf bessere Tage verschoben. Vorerst muss es halt die Lichtmaschine des Motors richten.
Mal wieder rausche ich durch die Nacht. Der Wetterbericht hat für den Weg nach Charleston nördliche Winde mit 4, zunehmend 6 Bft. angesagt. Das allerdings mit Schauerböen. So kommt es auch. Segele ich anfangs noch mit Vollzeug, muss ich in der Nacht das Groß wegnehmen und bin mit voller Genua und achterlichem Wind unterwegs. Leider stimmt auch die Vorhersage mit den Schauern. Seit langer Zeit mal wieder Segeln in vollem Ostseeornat in Gelb. Mit 216sm wieder eine ordentliche Strecke. Mittags fällt der Anker und schon steuert mich ein Schlauchboot an. Ein Blick in die Runde zeigt vier weitere deutsche Boote. Ein Skip sitzt im Schlauchboot und begrüßt mich. Das übliche woher und wohin. Natürlich wollen alle nach Süden. Man sieht sich.
Nachdem ich meinen Einkauf vom Supermarkt durch die halbe Stadt zum Dinghypier geschleppt habe, steht auch fest, etwas mit Rollen muss an Bord. Das tue ich mir nicht weiter an.
Trotz Veterans Day ist auch die Obrigkeit im Einsatz. Das Patrouillenboot der US Customs and Border Protection grast das Feld der Ankerlieger ab. Natürlich auch bei mir.
„Haben sie sich beim Grenzschutz in Georgetown gemeldet?“
„Nein.“
Dürfen wir an Bord kommen?“
Ich habe mir die Erfahrung erspart, was passiert, wenn man jetzt Nein sagt.
Die Schiffs- und Personalpapiere werden begutachtet und die Daten in eine Kladde eingetragen. Der Officer ist sehr auf seine Eigensicherung bedacht, denn jedes Mal, wenn ich aus dem Cockpit ins Schiff steige um etwas zu holen, steht er auf, beobachtet mich im Schiff mit der Hand an der Hüfte. Ich bin da einfach zu arglos, um vorher Ansage über mein Tun zu machen. Beiläufig stellt er Fragen über das Woher und Wohin, sozialen Status und frühere Berufstätigkeit. Als ich von 20 Jahren Sozialarbeit berichte, entspannt er zusehends. Neben einer Liste mit allen Telefonnummern der Meldestellen in den Staaten an der Ostküste, erhalte ich eine „Notice of Violation“.
„This is a written warning, not a penalty.“ Der hätte sonst auch 5.000,-$ gekostet.
Mit dem Wunsch für eine gute Reise und Erfolg dabei, den Kopf nach der schweren Arbeit frei zu bekommen, wird sich verabschiedet.
Na, da werde ich in Zukunft der Meldepflicht mal wieder etwas mehr Aufmerksamkeit schenken müssen, als bisher.
Von meiner Idee, die nächste Strecke nach Brunswick mal in Tagesetappen zurückzulegen, muss ich mich nach eingehendem Studium der in Frage kommenden Flussmündungen verabschieden. Die Mündungsgebiete sind sehr flach und die Ansteuerungen liegen weit draußen. Das dauert Stunden bis zu einem geschützten Ankerplatz. Die gleiche Strecke muss man dann am Morgen wieder raus. Entweder gleich auf dem Intra Coastal Waterway innen lang oder mal wieder durch die Nacht. Es wird die Nacht. Der Wind, wie gehabt, aus N. In der Nacht zunehmend von 4 auf 6 Bft. Laufe ich alles nur unter der Genua ab. Ich bin so schnell, dass ich, anders als kalkuliert, noch vor Sonnenaufgang an der Ansteuerung des St. Simons Sound nach Brunswick stehe. Sie ist 8sm lang und führt recht schmal durch die Flachs, ist aber, wegen des Industriehafens, gut betonnt. Der Nordwind hat in der Nacht eine ordentliche Welle aufgebaut, die sich auf den Flachs bricht und quer durch die Ost-West Fahrrinne brandet. Es geht unter Maschine reichlich von Steuerbord nach Backbord und wieder zurück. Die sprühende Gischt versalzt mir ordentlich die Brille und macht die Sichtverhältnisse in der stockdunklen Nacht nicht leichter, Als ich anfangs zwei weiße Lichter in der Rinne sehe, halte ich sie noch für die Ober- und Untermarke. Komisch nur, dass sie nicht blinken und es darunter sehr schwarz ist. Dann erkenne ich, dass sich mir in der Rinne ein dicker Frachter nährt, der so hoch ist, dass ich von unten seine Seitenlichter nicht mehr sehen kann. Er füllt die Rinne voll aus und schlingert mit seinem Kurs, ebenfalls quer zu den Wellen, mächtig hin und her. Ich versuche hinter die Tonnen zu kommen, sehe aber in der Karte, dass es dort gleich 0,9 m hat. Bei meinem Versuchen mich wegzuquetschen fährt der Dampfer mal von mir weg und dann wieder voll auf mich zu. Der Steuermann dort oben versucht ebenfalls in der Rinne zu bleiben. Ich hoffe nur, er sieht meine tanzenden Lichter, so hoch und dicht, wie er inzwischen ist. Gefühlt sehr nah schrammen wir aneinander vorbei und in seiner Heckbeleuchtung wird es von rabenschwarz plötzlich grell hell. Nur gut, dass es bei der einzigen Begegnung dieser Art am Morgen bleibt.
Mit der aufgehenden Sonne fällt mein Anker am Liegeplatz und es kehrt Ruhe ein.
Tage vor Anker, um das Wetter zu genießen und mal wieder ein bisschen am Schiff zu schrauben. Später, in der Brunswick Marina, bestätigen sich alle Gründe, warum ich hier einen Stopp einlege. Ausgesprochen freundliche Begrüßung. Waschmaschinen und Trockner, Fahrräder und WiFi, alles frei. Die Diesel- und Übernachtungspreise sind moderat. Es ist jedoch deutlich mehr Betrieb, als beim ersten Besuch im Juni. Die Snow Birds sind in großer Zahl auf dem Weg in den Süden. In der Regel alles Seniorenpaare. Ich frage mich inzwischen, wie voll denn Florida und die Bahamas sein werden, wenn ich diesen steten Zug hier sehe. Mein erster Versuch noch am Morgen eine freie Waschmaschine zu ergattern scheitert an den Ladys, die noch früher mit ihren Wäschestapeln unterwegs waren. Okay, dann ist zuerst das Schiff dran und bekommt ein Schaumbad und Wachs. Irgendwann glänzt dann das Schiff innen und außen und ein Duft frisch gewaschener Wäsche durchzieht Salon und Kabinen. Die Bestellung der neuen Kondensatoren für den Generator in den nächsten Hafen, nach Jacksonville, scheint auch zu klappen. Sehr schön, wenn nur die kleinen Fallen von Murphy nicht wären. So sinkt der Druck der Frischwasserpumpe bedenklich und die Zündung des Herdes streikt. Für die Wasserpumpe habe ich Ersatz an Bord. Das ist dann aber schon die zweite, die ich einsetze, nachdem das Original defekt wurde. Bei den Dingern ist es nie der Motor, sondern immer irgendwelche verbauten Kunststoffteile in und um die Pumpenkammer, die brechen. Sollbruchstellen? Dafür ist selten oder nie ein Ersatzteil zu bekommen oder fast so teuer, wie eine neue Pumpe. Beim Herd ist es nicht die Batterie. Soviel steht auf die Schnelle schon mal fest. Geht aber erst einmal mit einem Anzünder.
Auf das abendliche Freibier im großen Salon des Segelclubs verzichte ich. Ich habe keine Lust auf weitere „Awesome-Gespräche“, bei denen, zu jedem zweiten Satzende, die Damen die Stimme vor Begeisterung schrill anheben. Mir reicht das da schon der Small-Talk auf dem Steg und vor den Waschmaschinen. Bier gibt es schließlich auch an Bord. Es sind aber auch Ansagen möglich, die ich bei mir so bei uns nicht vorstellen kann. Als ich zum wiederholten Mal an der gleichen Frau im Eilschritt zu den Waschmaschinen vorbeikam, gab’s den Spruch: „You’re looking like a man with a mission.“ In den Supermärkten gibt es in der Regel neben den Regalmetern mit Toastbrot eine Ecke oder einen Stand mit frisch gebackenem Brot. Die Konsistenz ist zwar auch nicht europäisch, obwohl es draufsteht, aber immer noch besser, als weißer Füllstoff. Ein solcher Stand wurde von einer ausladenden Schwarzen ausgefüllt, die sich ausgiebig mit zwei Freundinnen davor unterhielt. Bei meiner dritten Runde um den Stand erscholl es lautstark: „What could I do for you, Sweetie?“ das Brot wurde mir mit einem breiten Lächeln und den Worten: „That’s for you, Honey“ überreicht. Das ist doch mal Dienst am Kunden.
Nach meiner Zollkontrolle in Georgetown, will ich gern der Aufforderung, auf dem großen Schild neben der Bürotür der Marina, sich sofort beim Grenzschutz zu melden, Folge leisten. Bei der ersten Telefonnummer gibt es eine Ansage mit den Bürozeiten von Montag bis Freitag. Heute, am Samstag, ist eine andere Nummer zu wählen. Da erklärt die Maschine, dass die Nummer „out of duty“ ist. Auf dem Stadtplan, der in der Marina zu erhalten ist, ist neben den Supermärkten auch eine Zollstation verzeichnet. Also dahin geradelt. Keine Fahne und kein Schild am Gebäude. Von außen sind nur leere Büros zu sehen. Na dann hat es Zeit bis Montag, zum Auslaufen. Bis dahin kann ich zum Supermarkt und zu West Marine, wegen einer neuen Pumpe, radeln, denn die haben am Sonntag offen.
Am Montag meldet sich am Telefon ein etwas verschlafen und reichlich desinteressiert klingender Officer und nimmt meine Meldung entgegen. Nach ein paar Angaben ist das schnell beendet. Wenn das die Staatsgrenze schützt und den Terrorismus bekämpft, gern.
Nach einem schönen Segeltag empfängt mich am Ankerplatz im Cumberland Sound einerseits ein sehenswerter Sonnenuntergang und andererseits eine dampfemde und stampfende Industrieanlage in Sichtweite. An Land liegen einige umgestürzte Boot. Sowohl hier, als auch sonst unterwegs, sind die Folgen der Hurrikansaison zu sehen. Von gestrandeten Booten bis zu eingebrochenen Tankstellendächern.
Wie ich heute früh feststellte, habe ich mich irgendwie mit meinem Zeitplan verkalkuliert. Segele ich heute weiter, bin einen Tag zu früh in Jacksonville und der City Liegeplatz ist nur für 72h frei. Das könnte mit dem Feiertag „Thanks Giving“, am Donnerstag, Probleme mit der Lieferung meiner Ersatzteile bringen. So blieb ich noch einen Tag vor Anker, da es sowieso gerade regnet. Zeit mich dem Herd zu widmen. Die Ursache war ein loser Kontakt in der Zündung. Um das aber festzustellen und heranzukommen musste der ganze Herd heraus und auseinander. Ergebnis, die Zündung funktioniert wieder und ich habe von den scharfen Blechen ziemlich zerschnittene Finger.
Vor meinem Start höre ich auf den WX Kanälen, den Wetterkanälen an der gesamten Küste der USA im Funk, eine Warnung vor Walen vor der Küste von Süd-Georgia und Florida. „Gut Ausschau halten, Tempo runter und nicht näher ran.“ Weitere Snow Birds auf dem Weg nach Süden. Adressat schein mir vor allem die schnellen Motorboote zu sein.
Die breite Flussmündung des St.John’s Rivers nach Jacksonville begrüßt mich mit Palmen am Strand und Scharen von Weißkopf Seeadlern, die versuchen den Möwen den gerade erbeuteten Fisch abzujagen. Das Bild bleibt nicht lange so, dann tauchen Kaimauern und Hafenanlagen auf. 3,5h dauert die Motorfahrt bis nach Jacksonville. Die Stege befinden sich vor dem Football Stadion. Das scheint mir auch das einzige Argument für ihre Existenz zu sein. Ich hoffe nur, dass mich die Ersatzteile hier auch treffen. Für mich das einzige Argument, überhaupt den Abstecher bis hierher zu machen. Es regnet und regnet den ganzen Tag und die Nacht. Glücklicherweise klopfte es am Vormittag. Tropfend stand der Mann mit den Kondensatoren am Schiff. Das war der Lichtblick des Tages. Der örtliche Country Sender hat inzwischen begonnen in die Songs mit den knödelnden Stimmen und Sliding Guitars Weihnachtslieder einzustreuen. Da hoppelt dann gleich am frühen Morgen Rudolf am Schlitten über den Sender. Gefolgt von „Winterwonderland“ im Country Style, passt so gar nicht zum Wetter.
So, der Generator speist wieder ein, nachdem die neuen Kondensatoren dran sind. Im Original waren auf der Maschine montiert und machten dort jedes Ruckeln und Zuckeln des Aggregats mit. Jetzt habe ich sie außerhalb positioniert. Dafür musste eine Tupperdose als Montagekiste dran glauben. Ich hoffe, dass verlängert die Lebensdauer der Kondensatoren. Der Regen hat heute früh aufgehört und der Sonne Platz gemacht, sodass einem Fußmarsch in die Innenstadt nichts im Wege stand. Bankenhochhäuser, Parkhäuser und eine Shopping Mall bestimmen das Bild. Der Rest ist deprimierend, völlig ausgestorben, wenn man mal von der auffallend großen Zahl von Obdachlosen auf den Bänken oder an den Mülltonnen absieht. Ein Weißer darunter ist mir nicht aufgefallen. In der Mall standen noch ein paar völlig gelangweilte Verkäufer herum. Vielleicht lag es ja auch am gestrigen „Thanks Giving“ und der heutige „Black Friday“ wird als Brückentag zum Wochenende genutzt. Es ist jedenfalls kein Feiertag, denn im Radio überschlägt sich die Werbung, mit Preisnachlässen nur für den heutigen Tag, welche die Leute in die Geschäfte locken sollen. Dass Jacksonville die flächenmäßig größte Stadt der USA ist, habe ich heute selbst „erlaufen“ müssen. Das Navi zeigte mir die Filiale von West Marine zwar in einiger Entfernung, aber, wie mir schien, immer noch zu Fuß zu erreichen. Nach über einer Stunde Fußmarsch durch eine nicht fußgängerfreundliche Stadt und einem immer noch nicht absehbaren Ende, rettete mich das WiFi eines Starbucks. Ein Uber brachte mich zu Filiale, die ich ohne Verpflegungspaket wohl kaum zu Fuß erreicht hätte. Das Bahama Chart Book war nicht am Lager, wird mir aber in die nächste Filiale, nach Port Canaveral gesandt. Wegen des Black Friday gab es bei Leinen einen Abschlag von 50% und daher für mich ein neues Spifall mit 46m. Da klar war, es geht auch mit dem Taxi zurück und ein Publix Supermarkt gleich um die Ecke, konnte ich auch noch einkaufen. Mit dem Spifall quer über der Brust, gegürtet wie ein Bergsteiger, betrat ich den Laden. So ausgestattet, weckte ich natürlich sofort der Interesse der angestellten Sicherheit. Ich wurde sofort einer umfassenden optischen Inspektion durch den Wachmann unterzogen. Ich merkte förmlich, wie seine Blicke mit mir durch den Laden mitwanderten. Es blieb jedoch folgenlos.
Da meine freie Liegezeit von 72h bereits überzogen war, verholte ich mich an einen Ankerplatz im St. Johns River, gegenüber der Kreuzung mit dem ICW. In Sichtweite eine Werft, vor der die fette Motoryacht liegt, die schon vor der Freiheitsstatue geankert hat. Die, mit dem aufgeriggten Segelboot an Deck, neben dem zweiten Motorboot. Da Sonntag ist, schweigt die Werft. Zum Abend hupt ein Frachter in der Fahrrinne 5 x kurz und warnt einen unaufmerksamen Angler vor einem Zusammenstoß. In der Ferne flitzen Autos über eine Brücke. Pelikane suchen im Formationsflug ihren Ruheplatz. Die Weißkopf Seeadler sind noch mit ein paar Möwen beschäftigt. Schnaubend umzingeln Flussdelfine das Schiff. Das alles strahlt eine Ruhe aus. Es erinnert mich an die Atmosphäre an Teilen der unverbauten Elbe. Sehr schön. Der folgende Tag und die sternenklare und laue Nacht, bringen mich bis zum Morgen bis nach Cape Canaveral. Hier am Steg spricht mich ein deutscher Student an. Was macht der hier? Feldversuche der Uni Bochum für Bewuchs hemmende Mittel an Schiffsrümpfen. Na das ist doch Mal ein Arbeitsgebiet der Seestadt Bochum. Ansonsten sause ich mit dem Leihwagen durch die Supermärkte, um das Schiff für die Bahamas zu verproviantieren. Die liegen mir seit Tagen im Magen. Je mehr ich lese, desto flacher werden sie für ein Boot, wie meins. Mal sehen, wie das ausgeht.