Anscheinend ist Segeln immer irgendwie mit Arbeit verbunden. Bei mir jedenfalls.
Im Frühjahr hatte ich mir vorgenommen das Unterwasserschiff komplett von den Schichten der diversen Antifouling Anstriche zu befreien. Die hatte ich größtenteils schon mitgekauft.
Schleifen? Ein irrsinniger Aufwand. Sandstrahlen? Zu teuer.
Es blieb die Abziehklinge in Handarbeit.
Der britische Nachbar ließ sich über die Größe des Vorhabens aus, andere meinten, das wäre bei ihnen auch fällig, wenn ich bei mir soweit wäre, dann …, schlussendlich machte man sich Sorgen um meine Gesundheit; immer so dicht mit der Nasenspitze an der Abziehklinge.
Dier hatte jedoch eine Absaugmöglichkeit, die ich an einen Industriestaubsauger abgeschlossen hatte, was auch gut funktionierte. Der Sauger schlug Alarm, wenn er geleert werten wollte. So konnte ich den Fortschritt der Arbeit nicht nur an der Fläche ermessen, sondern auch an der Anzahl der entleerten Kübel abzählen.
Nach dem ersten Tag hatte ich die Technik heraus, ohne weitere Schmarren im Gelcoat zu arbeiten. Das besonders erfreuliche, an keiner Stelle am Rumpf Anzeichen von Osmose.
Der Kreis der Beobachter wandelte sich in seiner Haltung mit dem Fortschritt der Arbeit, vom Bemitleider in Bewunderer.
In fünf Tagen war ich rund.
Nach dem Spachteln der Gelcoat Schmarren einen Anstrich mit Primocon als Grundierung.
Das sah schon, gut, weil glatt aus.
Das Antifouling toppte die Anstrengungen. So kann das Unterwasserschiff nur ausgesehen haben, als es neu war.
Der britische Kommentar: „ Now she is one knot faster.”
Hoffen wir mal.
Der Test dafür und die nötige Rumpfpolitur mussten bis zum Herbst warten. Es ging noch nicht ins Wasser.
Das Haus ist noch nicht fertig gebaut.
In der Saison 20213 sollte wenigstens im Herbst noch ein bisschen gesegelt werden.
Davor aber schon wieder Arbeit.
Der Rumpf braucht dringend eine Politur.
Bei der Höhe des Rumpfes an Land ist dafür ein Gerüst zwingende Voraussetzung. Das verleiht die Werft aber nur an den Wochenenden, wenn sie es selbst nicht benötigt. Damit war der zeitliche Rahmen gegeben. Trödeln war nicht, bei zwei Tagen.
Der britische Nachbar war inzwischen durch Österreicher ersetzt worden. Bereits nach den ersten Quadratmetern am Heck, gab es fast einen Menschenauflauf. Übereinstimmende Kommentare, man hätte nicht gedacht, dass eine solche Wandlung möglich wäre. Die polierten Flächen sähen aus wie neu.
Man ließ sich das Vorgehen erläutern und fotografierte das Mittel, Farecla Profile Finish PRF 101. Ein Skipper plagte das schlechte Gewissen. Wenn er das hier sähe, wäre das an seinem Schiff wohl auch fällig. Die Leute kamen mehrmals am Tag vorbei, um mit guten Worten den Fortschritt anzufeuern. Wahrscheinlich waren sie aber wohl eher auf dem Weg zu Klo und Dusche und mussten bei mir vorbei. Einzig wieder ein Brite brachte zwei Mal Mitsegler vorbei, um denen das Ergebnis zu zeigen. Als ich das auf das verwendete Mittel zurückführte, meinte er: „Give two man the same idea and material, you never get the same result.“ Das ist doch mal mit Understatement ausgedrückt.
Jedenfalls war ich nach zwei Tagen durch und konnte das Gerüst wieder an seinen Platz zerren.
Tags drauf wurde der Schwan zu Wasser gelassen.